Annotation von Trajektorien in EMU
Auf dieser Seite finden Sie Beispiele zum Annotieren vo EMA Trajektorien in EMU. Die Grundlagen dafür sind in dem Buch "Dynamische Modellierung von Artikulation und prosodischer Struktur: Eine Einführung in die Artikulatorische Phonologie" von Doris Mücke zu finden (kostenloser Download).
Zum Annotieren der bereitgestellten Beispiele, laden Sie die Dateien in die EMU-SDMS.
Diadochokinese (DDK)
Bei der Diadochokinese (DDK) oder Fast Syllable Repetition task, wird die Leistungsfähigkeit der Sprechmorotik an ihre Grenzen gebracht. Dabei werden die Probanden instruiert, Silben auf einen Atemzug so schnell und dabei noch so deutlich wie möglich zu artikulieren. DDKs sind keine natürliche Satzproduktion und zeigen dementsprechend keine natürliche Prosodie Es geht vielmehr um die reine Abfolge von Öffnung-und Schliessbewegungen im Mundraum bei der Produktion von Konsonant-Vokal-Verbindungen wie /kakaka/, /tatata/ oder /papapa/.
Auf akustischer Ebene werden DDKs mit Hilfe der gleichzeitigen Darstellung von Oszillogramm und Sonagramm annotiert. Es gilt hierbei, nicht nur den Konsonanten und den Vokal voneinander durch eine Grenze im Signal zu trennen. Auch können auf der Ebene unterhalb des Segments weitere Phasen für den Plosiv bestimmt werden, z.B. Verschluss (closure) und Verschlusslösung (release).
Auf der artikulatorischen Ebene werden die Bewegungsmuster wie Lippen, Zungenspitze und Zungenrücken annotiert. Dabei ist zu beachten, dass die Grenzen der Akustik und Artikulation zeitlich nicht übereinstimmen müssen. Wir haben es mit überlappenden Artikulationsbewegungen zu tun. Ein Artikulator startet mit seiner Bewegen in Richtung eines Targets (d.h. eine linguistisch relevante Konstriktion) noch bevor dies auf akustischer Oberfläche sichtbar sein muss.
Ein Konstriktionsbewegung wie ein Verschlussder Zungenspitze an den Alveolen für die Produktion von /t/ kann man wie folgt annontieren: Start der Bewegung (min), Ziel der Bewegung (max) und Maximalgeschwindigkeit (peak velocity). In den Übungsaufgaben nehmen wir aus Gründen der Veranschaulichung Zeitpunkte für den maximalen Start und das maximale Target an (man könnte hier auch mit Thresholds arbeiten) . Die zu annotierende Trajektorie ist von dem Konsonanten in der Silbe abhängig. So wird für /pa/ die Bewegung der oberen und unteren Lippen als Zwischenlippendistanz (Lip Aperture, LA), für /ta/ die Zungenspitze (TT) und der Zungenrücken (TB) für /ka/ annotiert. Diese sogennanten ssff tracks müssen vorher in R definiert und aktiviert werden (EMU Manual, Kapitel 4.2.6).
Ein Beispiel und die entsprechenden Labels finden Sie in den Folgenden Abbildungen.
Beispielaufgaben, eine genaue Beschriebung der Labels und Lösungen finden Sie unter dem Folgendem Link.
Aufgabe 1 - DDKs mit Lösung (pdf)
Die dazugehörigen audio und artikulatorischen Files für EMU finden Sie hier:
Dateien (zip)
Fokusproduktion
Die Folgenden Beispiele sind Zielwortproduktionen nach dem Schema:
"Er hat den/die [Werkzeug] auf die [Zielwort] gelegt."
Das Zielwort ist dabei immer ein zweisilbiges Kunstwort (Logatom). Ziel der akustischen Annotation ist die Zerlegung in die drei Silben (die [Zielwort]) und die entsprechenden IPA-Bezeichnungen.
Die artikulatorische Trajektorie ist abhängig von dem jeweiligen Zielwort: Lippen für <Mahse>, Zungenspitze für <Nohme> und Zungenrücken für <Bahwe>. Dabei wird wieder die Gestenbewegung mit Beginn (on), Ende/Target (off) und Maximalgeschwindigkeit (peak velocity) annotiert.
Das Zielwort steht immer im kontrastiven Fokus, d.h. es ist deutlich artikuliert und erhält auf tonaler Ebene einen steigenden Tonakzent, um es als prominentestes Element der Äußerung für den Hörer prosodisch hervorzuheben.
Im folgenden finden Sie drei Übungsaufgaben (pdf) und deren Lösung.
Aufgabe 2 LA <Mahse> Lösung
Aufgabe 3 TT <Nohme> Lösung
Aufgabe 4 TB <Bahwe> Lösung
Die dazugehörigen audio und artikulatorischen Files für EMU finden Sie hier: