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Die Abteilung HVS

Gegenstand der Historisch-Vergleichenden Sprachwissenschaft sind Sprachen, die durch regelmäßige Ähnlichkeiten in Flexion, Wortbildung, Syntax und Wortschatz als miteinander verwandt erkennbar sind. Aus dem Vergleich solcher Sprachen ergeben sich für jede einzelne von ihnen sonst nicht zu gewinnende Aufschlüsse über ihre Geschichte, ihre Vorgeschichte und über Entstehung und Entwicklung ihrer jeweiligen individuellen Züge. Die Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft befasst sich empirisch und theoretisch mit sprachgeschichtlichen Vorgängen wie der Aufspaltung von ursprünglich einheitlichen Sprachen in verschiedene Nachfolgesprachen und mit den sprachimmanenten und außersprachlichen Be­dingungen für Sprachwandel.

An der Universität zu Köln, wie auch an vielen anderen Universitäten des deutschsprachigen Raums, liegt der Fokus der Historisch-Vergleichende Sprachwissen­schaft auf der Untersuchung der indogermanischen Sprachen. Diese Ausrichtung ist einerseits wissenschaftshistorisch bedingt (traditioneller Fokus auf den klassischen Sprachen), andererseits auch praktischen Gründen geschuldet (Verfügbarkeit einer langen durchgängigen Diachronie). Die verwendeten Methoden und die sich aus dem Sprachvergleich ergebenden Erkenntnisse für das Verständnis der Natur des Sprachwandels sind auch auf andere Sprachfamilien anwendbar.

Hierbei stehen zunächst die vergleichende Laut- und Formenlehre (insbesondere Lehrstuhl Prof. Hill) im Fokus, da sich für diese beiden linguistischen Beschreibungsebenen, Phonologie und Morphologie, bereits re­gelhafte Sprach­wandelmechanismen haben identifizieren lassen: der ausnahmslose Lautwandel (Lautgesetze) sowie die morphologische Analogie.

Darüber hinaus ermöglicht es der historisch-vergleichende Ansatz, einen bestimmten Sprachgebrauch innerhalb von Mikro- und Makrotextstrukturen sowohl in diachroner als auch in synchroner Hinsicht zu erforschen; hierzu zählen einerseits die Bereiche der Semantik, der Syntax sowie der Pragmatik (insbesondere Lehrstuhl Prof. Bonifazi). So finden sich zahlreiche Studien, die auch die antiken Sprachen vor dem Hintergrund diskursorientierter und pragmatischer Ansätze betrachten sowie den Kontext bei der Analyse des Sprachgebrauchs, der Textproduktion und der Text-Performance berücksichtigen. Andererseits rücken auch semiotische (z.B. Layout des Textes und Textsegmentierung) und kognitive (bzw. soziokulturellen) Aspekte (z.B. semantische Erweiterungen) zunehmend in den Fokus sprachvergleichender Forschung und bilden einen weiteren Schwerpunkt in Forschung und Lehre am Institut für Linguistik (Abteilung HVS) der Universität zu Köln.