Allgemeine Sprachwissenschaft
Institut für Linguistik
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Aktuelle Projekte
Gesprochene Sprache ernst nehmen
DFG-Projekt
PI: Prof. Dr. Nikolaus P. Himmelmann
Die meisten theoretischen und typologischen Arbeiten in der Linguistik gehen von der (in der Regel impliziten) Annahme aus, dass die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache für viele analytische Projekte wie z. B. die Modellierung von Wortstellungsalternationen oder die Typologie ditransitiver Konstruktionen ignoriert werden können. Eine wichtige Folge dieser Annahme ist die Tatsache, dass typologische oder theoretische Arbeiten, die Daten aus Sprachen ohne Schrifttradition – also der großen Mehrheit der Sprachen der Welt - verwenden, oft ausschließlich auf Transkripten basieren. Der vorliegende Vorschlag wirft die Frage auf, ob diese Praxis und die ihr zugrunde liegenden Annahmen plausibel sind. Um diese Frage zu beantworten, müssen zwei miteinander verknüpfte Themen weiter untersucht werden. 1. Was genau geschieht bei der Transkription, d. h. welche Entscheidungen müssen Sprecher*innen und Forschende treffen, wenn sie gesprochene Sprache transkribieren? Inwieweit liefern diese Entscheidungen Hinweise auf grammatische Strukturen? 2. Wann ist die Tatsache, dass es sich bei Daten aus Sprachen ohne Schrifttradition im Wesentlichen um Daten aus gesprochener Sprache handelt, für die grammatikalische Analyse von Bedeutung? Kann eine prinzipielle Abgrenzung zwischen den Phänomenen vorgenommen werden, für die typische Merkmale der gesprochenen Sprache für die grammatikalische Analyse relevant sind, und denen, für die Merkmale der gesprochenen Sprache unschädlich ignoriert werden können? Das Projekt beschäftigt sich mit morphosyntaktischen Analysen, bei denen die Berücksichtigung der spezifischen Merkmale gesprochener (im Gegensatz zu geschriebener) Sprache im Allgemeinen nicht Teil der Standardanalyseverfahren ist. Dazu gehören morphosyntaktische Themen wie z.B. Konstituentenstruktur, Wortklassen und grammatische Relationen, d. h. Themen, die sich in erster Linie auf die morphosyntaktische Form und nicht auf die Funktion beziehen. Im Gegensatz dazu ist es klar und weithin anerkannt, dass es bei Phänomen wie Deiktika einen großen Unterschied macht, ob man Merkmale der gesprochenen Sprache wie Prosodie, Gestik oder Blickrichtung in die Analyse einbezieht oder nicht. Die vorliegende Untersuchung setzt nicht voraus, dass die Unterschiede zwischen geschriebener und gesprochener Sprache - und die damit einhergehenden Unterschiede bei der Generierung von Primärdaten - für alle Arten von typologischen und theoretischen Untersuchungen relevant sind. Vielmehr ist es das Ziel des Projekts, herauszufinden, wann und wo genau dieser Unterschied eine Rolle spielt.
Abgeschlossene Projekte
Exceptions rule! Lexical restrictions on grammatical structure
Dutch Research Council (NWO)
PI: Dr. Eva van Lier
In linguistic typology, human communication is regarded as a key factor shaping the diversity of language structures world-wide. Yet, many typologists do not support their explanations with data from actual language processing. On the other hand, psycholinguists have looked at only a tiny proportion of all human languages, relying on an (implicit) assumption of linguistic universality. This study connects the fields of linguistic typology and psycholinguistics, focusing on alternating verbs. These are verbs whose arguments can be coded in more than one way, requiring speakers to choose between grammatical constructions. According to usage-based linguistic theory, such verb-argument constructions are not formed by abstract, general rules operating on the entire verbal lexicon, but rather emerge from speakers' experience with specific verbs in communicative context. In typology, however, verb-specific grammatical structures have mostly been treated as exceptions: until recently, whole languages were classified with a single value of a particular structural variable, e.g. as having a nominative-accusative case system. Yet, psycholinguistic priming experiments show that speakers access and use verb-specific grammatical knowledge in language processing. This project combines typological and psycholinguistic methods. First, we investigate cross-linguistic diversity in the grammatical behavior of alternating verbs, using spoken language corpora. Second, together with language specialists, we carry out experimental case studies on Kamang (Indonesia) and Chechen (Russia). These two languages have argument-coding properties that are almost non-existent in European languages. This project sheds light on the psychological reality, nature, and role of verb-specific grammatical knowledge, beyond the very few languages and constructions that have been studied experimentally to date. Thus, it shows how language processing and linguistic diversity are connected in verb-argument construction alternations world-wide.