Allgemeine Sprachwissenschaft
Institut für Linguistik
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Sprachgeschichte und Sprachkontakt in Nordost-Neuguinea
Diesem Projekt geht meine Dissertation zur Geschichte der Morphologie der Huon Sprachen voran. Darin habe ich die Verbalflexion, die Pronomina und die Kasusanzeiger des Ur-Huon rekonstruiert. Nun soll auch der ererbte Wortschatz umfassend rekonstruiert und auf dieser Grundlage die historische Phonologie genauer erforscht werden. Die Huon Sprachen sind 21 an der Zahl und werden auf der gleichnamigen Halbinsel im Nordosten von Papua Neuguinea gesprochen. Ihre nächsten Verwandten sind die ca. 40 Sprachen, die im von der Rai Coast im Westen bis auf die Huon Halbinsel im Osten reichenden Finisterre Gebirge gesprochen werden. Die handgeschriebenen Wortlisten der Finisterre Sprachen, die in den 1960er und 1970er Jahren von Claassen und McElhanon sowie von Z’graggen im Feld erhoben wurden, sollen im Rahmen dieses Projektes digitalisiert werden, um sie einer historisch-vergleichenden Analyse zugänglich zu machen. Ausserdem sind zwei Einzelstudien in vergleichender Syntax zu den Huon Sprachen geplant. Einerseits sollen die Benefaktiv-Konstruktionen und ihre diachrone Beziehung zum Destinativ-Kasus untersucht werden und andererseits soll der syntaktische Ursprung der verbalen Kausativ-Komposita, die in den Sprachen der Ost-Huon Unterfamilie verbreitet sind, eruiert werden. Eine der Sprachen wird nicht auf der Huon Halbinsel, sondern auf der Insel Umboi auf der anderen Seite der Vitiaz-Strasse gesprochen. Das Kovai unterscheidet sich in seiner Grammatik in vielerlei Hinsicht von den auf der Huon Halbinsel zurückgebliebenen Sprachen. In Zusammenarbeit mit dem Austronesisten Robert Bugenhagen möchte ich herausfinden, inwieweit die Grammatik des Kovai durch den Kontakt mit benachbarten austronesischen Sprachen verändert worden ist.