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Die Subjektklitika des Chipaya: Ein pragmatischer Ansatz

(DFG, 2017-2019)

Das Projekt beschäftigt sich mit der pragmatischen und syntaktischen Verteilung der Subjektklitika des Chipaya. Chipaya ist ein Sprachisolat des westlichen Bolivianischen, das nur von etwa 1.800 Sprechern gesprochen wird. Die Chipaya-Subjektklitika sind spezielle Klitika und nicht obligatorisch. Chipaya hat zwei Arten von klitischen Konstruktionen: (1) klitische Verdoppelung, bei der das Subjektklitikon mit einem koreferentiellen Subjektnomen oder Pronomen auftritt; (2) ein einzelnes Klitikon ohne ein koreferentielles Subjektnomen oder Pronomen. Ich unterscheide zwischen lexikalischer und anaphorischer Verdopplung (Belloro 2007: 117): Bei der lexikalischen Verdopplung wird das verdoppelte Subjekt durch einen lexikalischen Substantivsatz dargestellt, während bei der anaphorischen Verdopplung das Subjekt in Form eines Pronomens vorliegt. Die klitische Verdoppelung mit SubjektreferentInnen der ersten und zweiten Person ist anaphorisch, da es sich um Sprechaktteilnehmer handelt und diese als solche immer mit einem Pronomen bezeichnet werden. Partizipanten, die nicht am Sprechakt teilnehmen, d.h. SubjektreferentInnen der dritten Person, werden entweder durch ein Substantiv oder ein Pronomen ausgedrückt. Man unterscheidet also bei SubjektreferentInnen der dritten Person zwischen lexikalischer und anaphorischer Verdopplung. Ich gehe davon aus, dass sich die pragmatische Verteilung der Subjektklitika auf den Grad der Aktivierung und Identifizierbarkeit des Referenten bezieht. Hinsichtlich der syntaktischen Verteilung wird vorgeschlagen, dass die Subjektklitika auf die Negationspartikel in Negativsätzen folgen. In nicht-negativen Sätzen binden sich die Subjektklitika der ersten und zweiten Person standardmäßig an das Objektargument, während die Subjektklitika der dritten Person dem Subjektargument folgen. Die pragmatische Verteilung wird unter Berücksichtigung der Begriffe "Aktivierung" und "Identifizierbarkeit" untersucht (Lambrecht 1994: 74-116), wobei der Faktor "[r]eferenzielle Distanz" verwendet wird (Givón 1983: 13-14). Brandneue, nicht identifizierbare SubjektreferentInnen werden zusätzlich auf ihre Bestimmtheit und Spezifität hin untersucht. Die Untersuchung der syntaktischen Verteilung berücksichtigt die klitische Konstruktion selbst, die Hosts der Subjektklitika und den Satztyp. Es wird angenommen, dass die potenzielle Fähigkeit der Fokuszuweisung der Subjektklitika deren syntaktische Verteilung regelt oder zumindest beeinflusst.