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Das Institut für Sprachwissenschaft (1946-2003)

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Ab 1946 leitet Prof. Carl Karstien das Seminar für Vergleichende Sprachwissenschaft und lehrt Linguistik in Köln. Er emeritiert im Jahre 1959. Für das folgende Sommer- und Wintersemester 1959/60 vertritt Prof. Leo Weisgerber, der zu dieser Zeit Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft und Keltische Sprache und Kultur an der Universität Bonn ist, die vakante Stelle. 1960 wird Prof. Hansjakob Seiler auf den Lehrstuhl berufen; im selben Jahr zieht das Seminar nach Weyertal 138 und erhält damit erstmals separate Räumlichkeiten.

Auf einen Antrag von Prof. Seiler wird das Institut 1965 in zwei getrennte Studienfächer geteilt: eines für Allgemeine Sprachwissenschaft, das andere für Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft. Während Prof. Seiler die Allgemeine Sprachwissenschaft vertritt, wird für Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft ein eigener Lehrstuhl unter der Leitung von Prof. Jürgen Untermann eingerichtet. Das Institut in der Meister-Ekkehart-Straße 7, unter dessen Dach die beiden Studienfächer zusammengefaßt sind, trägt nun den Titel Institut für Sprachwissenschaft.

Die Allgemeine Sprachwissenschaft

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UNITYP-Mitarbeiter mit Prof. Seiler in seinem Arbeitszimmer (1983) (stehend von links: Prof. Serzisko, Hr. Nolden, Hr. Ostrowsky, Dr. Drossard, Prof. Lehmann, Hr. Matsubara; sitzend von links: Prof. Mosel, Prof. Seiler)

Nachdem Prof. Seiler das Institut 1965 in die Studienfächer Allgemeine und Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft teilte, ist er Institutsdirektor und vertritt zugleich das Fach Allgemeine Sprachwissenschaft. Zusammen mit Prof. Untermann richtet er 1967 unter dem Titel "Sprachwissenschaftliche Werkstatt" einen Linguistischen Arbeitskreis ein, der später als Kolloquium weitergeführt wurde.

Zwischen 1978 und 1992 leitet Prof. Seiler das DFG-Projekt "UNITYP". Für die Forschungstätigkeiten des Instituts ist es während dieser Zeit von zentraler Bedeutung. Im Rahmen des Projekts wird funktionalistische Sprachbeschreibung betrieben, der ein übergeordnetes Modell zugeordnet ist. Grundlage dieses Modells sind Domänen ("Dimensionen"), die in verschiedenen Sprachen untersucht werden. Die "Dimensionen" betreffen beispielsweise das sprachliche Erfassen von Gegenständen ("Apprehension"), den Bereich von Verb und Aktanten im weitesten Sinne ("Partizipation") oder die Verbindung von Tempus, Aspekt und Modus ("Situierung"). Ziel der Untersuchungen ist es, im Rahmen dieser funktional definierten Dimensionen einzelsprachliche Ausdrucksvarianten zu systematisieren.

Von 1987 bis 2008 wird das Fach von Prof. Hans-Jürgen Sasse vertreten.

Die Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft

Nach der Teilung des Instituts 1965 durch Prof. Hansjakob Seiler wird das Studienfach Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft durch Prof. Jürgen Untermann vertreten.

1995 übernimmt Prof. José Luis García Ramón den Lehrstuhl. Unter seiner Leitung steht von 2000 bis 2005 das DFG-Projekt "Verbalcharakter, Suppletivismus und morphologische Aktionsart im Indogermanischen". Den Schwerpunkt des Projekts bilden Untersuchungen zu verbaler Suppletion im Indogermanischen, sowie in den Einzelsprachen Keltisch, Griechisch und Indoiranisch.

Prof. Dr. Hansjakob Seiler

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Prof. Dr. Hansjakob Seiler

Prof. Hansjakob Seiler unterrichtet Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft in Köln von 1960 bis 1986.

Er wird 1959 als Nachfolger Prof. Karstiens auf den Lehrstuhl berufen. Die Kommission, die ihn als Nachfolger empfiehlt, beschreibt Seilers Forschungsinteressen, die sich in zwei Richtungen orientieren, wie folgt (in einem Gutachten von 1959):

"Seine Forschungen nahmen ihren Ausgang von der Basis der klassischen Philologie (...). In seiner Habilitationsarbeit sowie in einer Reihe von ebenfalls dem Neugriechischen gewidmeten Aufsätzen überwiegen die Fragestellungen des 'klassischen' Strukturalismus in Laut- und Formenlehre und Syntax."

 

Durch längere Aufenthalte in Paris (als stagiaire am CNRS) und den USA (als Rockefeller Foundation Fellow) entsteht unter intensiver Einbeziehung von Feldforschung ein eigener funktionalistischer Ansatz.

Kennzeichnend für Seilers typologisch ausgerichteten Forschungsansatz ist das langjährige DFG-Projekt UNITYP.

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Chona Dominguez und Hansjakob Seiler, Mai 1955, Torres-Martinez-Reservat, Kalifornien, Feldforschung Cahuilla, Takic, Uto-Aztektisch

Prof. Dr. Jürgen Untermann

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Prof. Dr. Jürgen Untermann

Jürgen Untermann, der sich 1959 habilitiert, lehrt von 1965 bis 1993 als Professor für Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität zu Köln. Sein Hauptforschungsfeld sind die nur fragmentarisch erhaltenen italischen und altspanischen „Trümmersprachen“. Insbesondere auf dem Gebiet der iberischen Sprache gilt Untermann als die höchste wissenschaftliche Autorität. Aus dem Geleit der Festschrift anlässlich Untermanns 65. Geburtstages: 

Doch während die großen Darstellungen der 'rand-italischen' Personennamen eine nach der anderen erschienen, warst Du schon bei der Arbeit an dem, was Dein magnum opus werden sollte und mit dem Dein Name immer verbunden bleiben wird, an den Monumenta Linguarum Hispanicarum. [Du hast] vier Lebensjahrzehnte daran gearbeitet. Du selbst bis dabei zum Epigraphiker, zum Numismatiker, zum Schrifthistoriker geworden, deine Arbeiten zum Muß für jeden, der sich mit den vorrömischen Sprachen Iberiens beschäftigt.

Bemerkenswert ist neben Prof. Untermanns Edition paleohispanischer Inschriften (Monumenta Linguarum Hispanicarum, begründet von Emil Hübner) auch die von ihm erstellte Systematisierung der iberischen Onomastik.

1992 erhält Prof. Untermann die Ehrendoktorwürde der Universität Salamanca. 2010 wird ihm der Kulturpreis des Internationalen Preises der Provinz Navarra Príncipe de Viana verliehen.

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