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Wortbildung in Kallawaya: nominale Komposition und Inkorporation

(DFG, 04/2016 – 03/2017, Fortsetzungsprojekt zu "Erstellung eines typologischen Profils der bolivianischen Mischsprache Kallawaya")

Kallawaya ist eine gemischte und geheime Sprache, die in der Region Charazani im Nordwesten Boliviens gesprochen wird. Als Mischsprache verwendet Kallawaya ihr Lexikon und ihre Grammatik aus verschiedenen und genetisch unabhängigen Sprachen. Das Lexikon von Kallawaya wird hauptsächlich von der inzwischen ausgestorbenen Sprache Pukina bereitgestellt, während die Grammatik von einer südlichen Quechua-Varietät stammt. Kallawaya ist auch eine geheime Sprache, die nur von traditionellen Kräuterkundigem während der Heilungszeremonien verwendet wird; als solche ist sie nicht für die tägliche Kommunikation bestimmt und hat ein reduziertes Lexikon, die Sprache wird nur als L2 erworben, während die Muttersprache der Kallawaya-Kräuterkundigen Quechua ist.

Heute ist Kallawaya stark bedroht, die Anzahl der Sprecher ist noch unbekannt. Das Projekt zielt darauf ab, die Etymologie des Kallawaya-Lexikons aufzudecken, d.h. es wird untersucht, welche Sprachen außer Pukina zum Lexikon von Kallawaya beigetragen haben. Darüber hinaus wird eine Klassifizierung der sogenannten lexikalischen Manipulationen vorgenommen. Lexikalische Manipulationen sind "bewusste" Manipulationen von lexikalischen Elementen, die dazu dienen, die Bedeutung des Gesagten zu verbergen und/oder gruppeninterne Identität zu signalisieren (siehe Bakker und Mous 1994: 9; Mous 2003: 209). Schließlich, obwohl die Grammatik von Kallawaya hauptsächlich von Quechua stammt, enthält sie auch Elemente, die eindeutig nicht von Quechua stammen. Eine Analyse dieser grammatikalischen Elemente wird ebenfalls versucht.